Works

Fokus – Axis

for 11 instruments (2010/2014), 11 min.

Flute, Clarinet, Trumpet, Horn, 2 Percussion, 2 Piano, Violin, Viola, Violoncello

Auftragskomposition der International Ensemble Modern Akademie

premiere International Ensemble Modern Academy
Dirigent: Susanna Blumenthal
UA: 26.09.2010,  Frankfurt

Version 2014

10.Dec.2015 – Tokyo Bunka Kaikan Recital Hall, 35th Irino Preiz Award Concert
Tokyo sinfonietta, Conductor: Yasuaki Itakura

SCORE


In der Renaissance begannen die europäischen Künstler beim Malen ein Hilfsmittel einzusetzen: die Linse. In dieser Epoche wuchs das Interesse an perspektivischer und detailgetreuer Gestaltung. Jede Einzelheit des Gemäldes wurde minutiös ausgeleuchtet und inszeniert. Die Einzelobjekte wurden zunächst durch die Linse gemalt, ehe sie dann in einem Bild „komponiert“ wurden. Ein neues Verständnis von Licht prägte die künstlerische Ästhetik dieser Epoche in ähnlicher Weise wie die spätere Erfindung der Fotographie.

Allerdings ist die Methode, mit einer Linse zu malen, ein Geheimnis der Malerei dieser Zeit. Erst vor kurzem hat der britische Maler und Fotograf David Hockney durch eigene Forschung wichtige Aspekte dieser geheimen Kunst wiederentdeckt und dokumentiert. Er nutzt das Prinzip des Fokus künstlerisch und stellte mit ihm eine Reihe von Werken her.

In dieses Werken ist des Ganze gegliedert durch einzelne fokussierte und dadurch vergrößerte Teile. Zwischen den einzelnen Partien gibt es Überlappungen und Überschneidungen. Im Gegensatz zum Original ergeben sich neue, spannungsvolle Verhältnisses der Einzelheiten zueinander. In jedem dieser Bilder zeigt sich eine Konzentration auf bestimmte Partien, die durch Vergrößerung hervorgehoben sind, ohne jedoch Verzerrungen ist der Achse einzubeziehen.

Dieses Prinzip des lokalen Fokus und der durchgehenden Achse ist in Klang und Struktur im Werk Focus-Axis verwendet. Die Resonanz zwischen Streichern (v.a. geriebene Bogenhaare) und Metallsaiten des Klaviers in Kombination mit Didgeridoo und Multiphonics der Bassklarinette ist klangfarblich bestimmend. Hinzu kommen der Klang der Stimme (bocca chiusa, Brummen oder nasale Töne; bei den Bläsern gleichzeitig mit dem Instrumentalklang), Echoklänge wie auch der Klang des Waldteufels auf der bassdrum.

Jeder Klang hat seinen eigenen Schwerpunkt und korrespondiert mit anderen Klängen, Klangtexturen und Timbres: jede lokale Vielfalt von Bestandteilen trägt durch Überlagerungen und Kombinationen zur Klanggestaltung bei. Im Ergebnis entsteht eine sehr feine und ungewöhnliche Mischung von Klängen.

Darüber hinaus haben verschiedene Gruppen einen eigenen Raum im Klang, welcher der imaginären Achse entspricht. Dieses Achsenprinzip durchzieht das ganze Werk.

Y.W. 2010, Köln

Date

26 September 2010

Tags

5 or more instruments