Schwarzes Holz

3.3.2.2./ 4.3.3.1./ 2perc. timp. / 12.10.8.6.4.

for symphony orchestra and Tárogató (2014/2015), 7 min.

SCORE

Das Tárogató entwickelte sich aus der Türkischen Schalmei im 15. Jhd in Ungarn.

Entfaltet sich der farbige Klang auf dem immensen Tonumfang, denkt man unwillkürlich an Oboe, Klarinette oder Saxophon, ohne jedoch in der Erinnerung Bestätigung zu erhalten.

Das Solo-Instrument Tárogató bietet dem Entdecker durch sein charakteristisches Kolorit eine Welt, die es mittels neuer Spieltechniken um einen Bereich zu erweitern gilt, der über den Rand der Geschichte und der historischen Bedeutung hinaus den kosmischen Äther Ungarns erklärt und aufsprengt.

So ist das neue Werk für Tárogató und Orchester, entstanden in Zusammenarbeit mit der Musikerin Nikola Lutz, als Bewegung durch eine musikalische Galerie zu verstehen. In einer Art Clash of Cultures–Ausstellung trifft Tradition auf Innovation, Vergangenheit auf Zukunft: Handarbeit stösst auf Maschinenhallen, schwarzes Holz auf glänzendes Metall. Einander bedingende Prozesse erscheinen als Entwicklung und Fortführung von starren Strukturen in fließende Texturen durch ein Bearbeiten mittels Rhythmus, Klangfarbe und Kontrapunkt. Das Motiv ist die Entstehung eines Instruments von seiner Geburt als Baumstamm, rauhe Rinde. In harmonisch verzweigte Natur wird eingegriffen und geformt bis zur ultimativen Verwandlung. Schneiden, Bohren, Stückeln, Schichten sind die Arbeitsgänge dazu.

Motorisches Gleichmaß in Kollision mit viel stimmigem Klangstrom sorgen für Tempo und Dynamik. Kurze, gestisch prägnante Motivzellen suchen in sich überlagernden Strukturen den Kompromiss mit der Wirklichkeit. Schritt für Schritt drängt es das Holz aus der stillen Urform in die bewegte Komposition.