Pie-R-Rot ist ein Liederzyklus für Sopran, Mezzosopran und Ensemble. Der Text ist dem Pierrot-Zyklus von Albert Giraud entnommen. Es handelt sich um zwei Gedichte, die nicht in der ‚pierrot lunaire’-Auswahl Schönbergs enthalten sind.

I. Absinthe

„In einem riesigen Meer von Absinth entdecke ich besoffene Länder“ – so der Refrain des Giraud-Gedichts. Ein exzentrischer Kerl wird auf den launigen Wellen eines aufgewühlten Ozeans aus dunkelgrüner Flüssigkeit hin und her geworfen, ehe sein Boot von den klebrigen Armen einer riesigen Krake in die Tiefe gezogen wird. In Flammen und Wirbeln verschwinden der Kerl, das Boot und die Krake im endlosen Meer aus Absinth – niemand beklagt sich darüber.

II. Mendiante de têtes

Eine entkommene Guillotine streift vor dem Gefängnis auf und ab. Sie bettelt um Köpfe, die sie abschneiden möchte. In ihrem roten Korb sammelt sie die Klänge des Todes: Das Geräusch des sirrenden Messers, des Holzpflocks, das Lied der abgetrennten Köpfe, die dumpf aufschlagen – die Guillotine ist verrückt danach. Nur Blut kann sie befriedigen, sie bettelt um Köpfe: In ihrem Korb sollen sie genüsslich ausbluten.

Y.W. 09.2010