Step, through Step
for symphony orchestra (2012), 9 min.
3.2.0.2./ 4.2.2.1./ 2perc. timp./ 16.14.10.8.6. (2009) 13 min.
Ausgezeichnet durch die Kompositionswerkstatt Saarbrücken
Premier: 17.05.2013, Deutsche Radio Philharmonie, Dirigent: Brad Lubman, Saarbrücken
Inspiriert zu „Step, through Step“ wurde ich durch einen „relativity“ betitelten Stich von M.C. Escher. In der Darstellung eines Treppenhauses sind mehrere Perspektiven und Fluchtpunkte ineinander geschoben. Die weitgehend abstrakten Strukturen sind so angeordnet, dass je nach Bezugspunkt, den die Wahrnehmung fokussiert, unterschiedliche Raumorientierungen zusammenklappen oder ausgefaltet werden. Durch virtuos gehandhabte Methoden wie Kopien, Kompressionen und Vernetzungen entsteht in der Zweidimensionalität eine irritierende Tiefenwirkung: In einer Art 3D – Grafik entsteht die Imagination einer eigenen Welt, welche die Gesetzmäßigkeiten der unseren variiert.
Die Klangstruktur meines Orchesterwerks entwickelt sich aus ähnlichen „Translokationen“, musikalischen Orts- und Perspektivenwechseln, aus denen sich für mich eine Erweiterung des linearen, „zweidimensionalen“ Denkens ergibt. Die Struktur entfaltet sich in stufenartigen, schrittweisen Prozessen, bis sie in eine andere Perspektive hinüberkippt. Es entstehen Klangfarbenräume, die in unterschiedlicher Weise auseinander hervorgehen: Sie sind teils statisch und stationär, teils verändern sie sich „step by step“, bis sie in einen neuen Raum einmünden. Die Klangfarbenräume sind miteinander verbunden, leiten sich durch perspektivische Wechsel auseinander ab. Die klangperspektivischen Verbindungen reichen von einem Raum bis zum nächsten.
Durch Techniken wie Überlagerung, Umkehrung, Variation und Kontrastbildungen von verschiedenen Klangmaterialien entsteht allmählich die Illusion eines tiefenperspektivischen Klangraums. Die Strukturen entwickeln sich aus einer gleichmäßigen, zweidimensionalen Fläche hin zur räumlichen Komplexität. Es entfaltet sich ein vertikal gleichlaufender Klangraum: Er gleicht einer Stufe, deren Imagination sich unaufhörlich wiederholt. Es entsteht das klingende 3D-Bild eines unendlichen Treppenanstiegs: „Step, through step.“
2013 Y.W.